Quantcast
Channel: litblogs.net - aktuell
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6060

Die Dschungel. Anderswelt. (Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop) : Verstimmung, sehr tief. PP106, 14. Februar 2014: Freitag.

$
0
0
Die Positionierung >>>> auf der Bestenliste ohne jeden Reflex in Deutschland, die FAZ verloren, und auch anderwärts soll ich nicht mehr schreiben; Argo ignoriert vom deutschen Feuilleton; gestern nacht erwischte es mich. Heute morgen schrieb ich und sandte es ab:
Außer in Der Dschungel bin ich nun quasi nicht mehr vorhanden. Alles zusammengenommen schmerzt so sehr, daß ich Kontakte, die mir nicht guttun, rigoros abbrechen muß, und zwar einfach zum Selbstschutz. (…) Dieses Land will mich nicht, will mich abstoßen wie eine Krankheitszelle im urständsgesunden Pop-Gewebe des Kapitalismus. (…) Hätte ich nicht Kinder, würde ich versuchen, mich irgendwohin ins Ausland zurückzuziehen, wo ich mit dem deutschen Literaturbetrieb keine weitere Berührung mehr habe, meine Hörstücke vor mich hinschreiben kann und ebenso meine Bücher. Diese Möglichkeit ist mir aber einstweilen noch verschlossen. Also muß ich unter dem, was mir gutut und was nicht, sehr genau wählen. Es war dringend notwendig, wenngleich ich nur sehr sehr schwer hochkam, daß ich heute früh zum Sport fuhr; um 5.07 Uhr stand ich im Studio auf der Matte. Da wenigstens habe ich in der Hand, ob ich erfolgreich bin oder nicht, da liegt es allein an m e i n e r Kraft oder Schwäche, meiner eigenen Energie, meinem eigenen Können oder Versagen. Dort hole ich mir eine Bestätigung, eine, wie jeder Mensch sie zum Leben braucht. Andernfalls würde ich krank. Dort bin ich nicht angewiesen darauf, ob jemandem meine Nase gefällt oder nicht. Ich werde mich nicht korrumpieren lassen – wenngleich: Das weiß längst jeder, und also würde selbst Kreide nichts nützen, wenn ich sie fräße.
Mit dem Training berappelte ich mich, war freilich ziemlich fertig, als ich um acht am Schreibtisch saß und wieder >>>> an den Fahlmann ging, der ein nicht unähnliches Schicksal teilt. Meine Wut, dann Niedergeschlagenheit begann gestern abend damit, daß ich beim Perlentaucher nicht einmal Eckers Namen vermerkt fand. Dabei stellt dieser Autor sieben Achtel all dessen allein an sprachlicher Eleganz, um von dem ungeheuren Reichtum an Ideen einmal zu schweigen, in den Schatten, was in den letzten dreißigvierzig Jahren überhaupt geschrieben worden ist. Manches, was ich in letzter Zeit las, kommt mir gegen die Bücher dieses Romanciers wie schon beim Knospen angedorrte Pflänzchen vor, die alleine der Betrieb zu einer Art fahlen, quasi untoten Blühens hochzieht, die aber dennoch für Orchideen ausgegeben werden, für sprühende Strilitzien. Es ist in der Tat ekelhaft. Mir ist übel vor Wut. Weil ich aber so gar nichts wirklich tun kann und meine eigene Misere das Ganze noch würzt, falle ich bisweilen in einen solchen depressionsähnlichen Zustand wie gestern abend.

Das Ausland wäre ein Ausweg, einer für das Lebensgefühl, für meine Lebensliebe, die ich mir nicht nehmen lassen möchte. Ausgrenzungsgeschehen wie das, das ich seit spätestens >>>> Meere erlebe, also seit mehr als einem ganzen Jahrzehnt, können krank machen. Es gibt auch ein Mobbing in der Literatur. Selbstverständlich bin nicht nur ich davon betroffen. Das zieht sich durch die Literaturgeschichten. Die meisten Betroffenen geben bitter irgendwann auf.

Ich nicht. >>>> Hier mein Entwurf des Pressetextes, den ich soeben an den WDR geschickt habe. Im übrigen geht mir meine Klagerei selbst auf die Nerven. Am liebsten liefe ich Amok – aber mit Ziel.

(15.07 Uhr.)

Freunde verlieren: das auch gehört hier hin.)
*******

Viewing all articles
Browse latest Browse all 6060

Trending Articles