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rheinsein : Worms. Der Hort

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Eh sie dich rauben, eh mit dem Lindwurmblick
Das wehrlos blonde sie flecken, das heilige Gold;
Eh die verseuchte sich, die braune Hur,
Den firmamentenen Mantel unsrer Könige
Um ihre Schwären zerrt; blaumaulicht eh
Grinsend der Mohr den Ring durchs Ohr sich bohrt,
Der unsre Eide siegelt: ehe soll
Die reine Welle strömenden Vergessens
Unsres geborstnen Schildes letzte Weihung
Von uns empfangen. Heiliger Rost verzehre
Das letzte edle Schwert. Mit unserm Kleinod
Bekröne sich das schuppige Gesipp.
Die gläserne Undene wirre plump
Ins schilfene Haar den Gürtel unsrer Fraun.
Auf unsres Helden Goldhorn rufe dumpf
Fischblöden Blicks der odemlosere
Fürst der Koralle die unwissend ach
Schaurige Trauer aller Kreatur,
Daß von des Hornes nächtigem Albenruf
Aufbeben schwer im satten Träume die Völker
Unter dem Niblungenschrei. Und dass der Fluch uns
Werde, bleibe Gesang, gleite nun Goldner,
Hort der Ahnen, hinab. Empfang im Schaume
Unser adliges Erbe,
Reine, reißende Flut.

(Der Rhein. Ein Gedenkbuch von Ernst Bertram. München 1922.)


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