Es gibt sie wieder , die guten Dinge : SALON- Autor Dieter Sperl , seit Jahren an experimentellen Grenzen von Text und ( Video- ) Bild arbeitend , um zu Formen osmotischer Beziehungen der verschiedenen Medien vorzudringen . Gleichzeitig hat Dieter Sperl stets ein waches Auge dafür , wie und wo Räume für Sprach- , Bild- , und Soundkünste eingerichtet werden könnten . So etwa konzipierte und kuratierte Sperl 2005 – 2007 für die Zeitschrift ST/A/R die Reihe “schriftwechsel , Binnenzeitschrift für diversitäre Erzählformen” .
Wenn Sperl nun mit einem Periodicum namens FLUGSCHRIFT heraus kommt ( in Kooperation mit den Literaturhäusern Wien und Graz ) , verrät der Leitsatz “Literatur als Kunstform und Theorie” , dass FLUGSCHRIFT keine dekorativen Arrangements von “Lyrik” , “Prosa” und “Essay” unternimmt .
Im Gegenteil werden für jede der vier jährlichen Ausgaben Künstler und Künstlerinnen eingeladen , in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Dominik Hruza eine solche Ausgabe textuell und bildnerisch zu gestalten . Dank der Faltung lässt sich FLUGSCHRIFT gut blättern , wobei der beidseitig bedruckte Papierbogen von 480 x 672 mm für die Anlage widersprüchlicher / konzeptueller / poetologischer Valenzen angelegt ist . Recto und Verso können einander ergänzen , müssen dies aber nicht .
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FLUGSCHRIFT #7 : ELFFRIEDE AUFZEICHNENSYSTEME
elfriede aufzeichnensysteme tritt erstmals 1996 in erscheinung in form des subkulturellen, unabhängigen kommunikationsmediums Elffriede, seit 1999 weiterentwickelt zur personale mit eigenständiger, experimenteller entwicklung und definition im bereich zeichnung / aufzeichnung: zunächst: interdisziplinäre.aufzeichnensysteme, inzwischen: elffriede.aufzeichnensysteme, seit 2002 als selbstständige, in verschiedenen medien arbeitende, bildende künstlerin und autorin. lebt und arbeitet seit 2000 in wien -
seit 1999 auseinandersetzung + entwicklung eigenständiger formate zwischen literatur, bildender kunst, medienkunst (film), performance, projektionskunst; initiierung intermedialer projekte mit dem fokus zeichnung als kommunikation (soundrawing/2007), sprach- u. medienreflexive, partizipative installationen (schreibmaschinen, stempel, papiere, projektoren, diktaphone, overhead), anwachsende prozessuale installationen…zeitaspekt
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eine figur die der eigenen aufzeichnung (text-bild-welten) entspringt, darin agiert, aus diesem heraus durch aufzeichnung kommuniziert ist ein dispositiv, das mit den grenzen des definitorischen, mit klassifikationen spielt und magie des materiellen freisetzt. ausgehend von zahl- wie absichtslosen feder-tusche-stills, unter verwendung von “bürokratischen” medien (diktaphon, schreibmaschinen, alte projektoren) entstehen minimalistische, sich räumlich verdichtende schreib- und (druck)graphische arbeiten, projektionskunst, raumzeichnungen/- installationen, filme, sprach/radiostücke, performative u. partizipative arbeitsprozesse (sprechstunde), zeichen/bücher
diese philosphie, die stets das verhältnis von form und inhalt auslotet und davon ausgeht, das alles inszeniert ist, thematiert alles als gestaltetes und daher gestaltbares, nämlich als formate und konventionen, die von neuinszenierungen (mit witz) gebrochen, nichts feststehendes
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darstellen: beginnend bei den formaten “name”, “herkunft”, “biographie”. nicht geburt, herkunft und nur marginal ausbildung werden als wesentliche kriterien hingenommen, sondern arbeit + leistungen des aufzeichnensystems elffriede in den focus gerückt = die formung einer selbstbestimmten künstlerischen identität, die durch ihre arbeit wahr ist, nicht durch bürokratie bzw. benennung durch dritte und die durch ihr erscheinen sich immer wieder neu setzt als kunstsystem, das gleichzeitig eine überlebensstruktur darstellt. diese formung definiert das werk als wesentliche projektionsfläche einer rezeption, die nicht auf personale aspekte einer identität hinter der kunst, sondern den/die rezipienten/tin spiegelt und auf dessen eigene kreativität zurück verweist.
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dazu gehört weiters die textliche u. mediale konzeption, medienverwendung, präsentation wie auch der inszenatorische aspekt von ausstellungen. stets von neuem muss sich die grenzüberschreitende frage stellen: was ist eine ausstellung, eine performance, eine lesung, ein buch etc. und was kann sie/es sein? bei elffriede.aufzeichnensysteme immer ein teil der sich fortsetzenden, eigenständig setzenden, aus eigener kraft setzenden intermedialen dichtung…
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BACKLIST
- # 5 Händl Klaus und # 6 flugschrift Thomas Raab
- # 4 : Petra Coronato
- herbert j. wimmer über Petra Coronatos FLUGSCHRIFT ”WIR SCHLAFEN HIER UND WACHEN DORT” : “was da fliegt, ist vor allem gefaltet und will entfaltet werden ( … ) . schon entfalten sich buchstäblich zwei erzählungen bzw. zwei spezielle zusammenhänge aus bild und text, auf jeder der beiden seiten eine ganz bestimmte und distinkte anordnung, die sich wiederum als eine erzählung vom zusammentreffen gefundener abbildungen und texten aller art lesen lässt. ein wesentlicher unterschied – abgesehen vom wechsel von der schwarz- weiss- seite zur farbseite – liegt in der unterschiedlichen historizität des verwendeten bildmaterials und seines thematischen zusammenhangs. (…) petra coronato in ihrem flugblatt Nr. 4 sammelt nicht nur texte und bilder, sondern vor allem kontexte und nach- bilder aus dem massenmedialen angebot, ihre erzähl- und konstruktionsweise ist das hartnäckige und ausdauernde umschreiben, überschreiben vorgefundener erzählweisen, dazu die permanente reflexion der konventionen der bebilderung von texten wie der betextung von bildern / bildserien.” ( kolik 60 / september 2013 )
- # 3 : Peter Pessl
- # 2 : Ann Cotten
- # 1 : Anselm Gück
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VERTRIEB & ABO- OPTION
Grundsätzlich ist die FLUGSCHRIFT gegen einen Unkostenbeitrag von € 3.-im Wiener Literatuhaus zu haben . Für Leserinnen und Leser , welche ausserhalb der Nahverkehrszone leben , bietet sich ein Abo an :
- Abo 4 Ausgaben 2013 € 17.- | D : € 25.-
- Abo 6 Ausgaben 2012 / 2013 € 26.- | D : € 35.-
- Zu bestellen sind die Abos bei : dieter [dot] sperl [at] aon [dot] at
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