Im (und mit dem) Schweigen wird, scheint mir, Sprache geboren, nicht zuletzt die literarische, so wie das Laufen auch notwendig aus Momenten besteht, in denen der Läufer ohne Bodenkontakt ist und eigentlich fliegt. Dieses Fliegen, dieses momenthafte Abheben, macht den Lauf erst zum Lauf. Selbst bestünde ein Text aus ohne Lücke aneinandergereihten (nur kleinen oder nur großen) Buchstaben, so setzte der der Sprache kundige Leser die Lücken und Satzzeichen, indem er Schweigen in den Text hineingibt, die jeweiligen Worte, denen das Schweigen gilt, so erfassend, belebend, hebend und auch verbindend und das ganze Gebilde all so ins Laufen bringend. Aber Schweigen ist nicht gleich Schweigen, dünkt mir, so wie Wort nicht gleich Wort ist, es, das Schweigen, lädt sich im Text und am Text auf als bestimmte und immer bestimmtere Differenz von Wort zu Wort, die, sich mit diesen verkettend, sich erfüllt in Sinn und mit Sinn – so lange jedenfalls, wie es Worte gibt und das Schweigen in ihnen und mit ihnen eine Richtung hat, in die die Worte und das Schweigen als Text weisen, gehen, laufen, fliegen. Getaktete Gegenwart. (Nur so ein Gedanke, der einem Gedanken folgte, dem ein Gedanke folgt. Auf der Stelle fliegen. Gedankengang, Textlauf.)
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