“Schlump hatte Glück. Die Somme-Offensive war im Gang, die Lazarette in der Etappe wurden geleert, und Schlump rollte mit dem Lazarettzug in die Heimat. Wenn er sich auf die Seite legte, sah er draußen die schmucken Dörfer vorbeieilen, die so sauber und so freundlich im Grünen eingebettet lagen. So ganz anders als die freudlosen, kahlen Häuser in Frankreich. Und er konnte sich nicht satt sehen an den roten Dächern und an den grünen Wiesen. Der Zug fuhr am Rhein entlang, über stolze Brücken, langsam, aber ohne zu halten. In Bacharach wurden sie ausgeladen. Sie kamen in ein großes, stilles Haus, wo sie von schweigsamen Klosterfrauen gepflegt wurden. Ein alter Arzt untersuchte sie. Schlump mochte ihm wegen seiner Jugend aufgefallen sein, der Arzt pflegte ihm immer ein paar scherzhafte Worte zu sagen. Schlump war gesund und hatte junges Blut, das schnell heilte. Aber er mußte doch ein paar Monate im Bett liegenbleiben.”
(Passage aus Schlump, einem zunächst unter Pseudonym erschienenen Anti-Kriegsroman von Hans Herbert Grimm über den Ersten Weltkrieg, ein Schelmenstück in der Tradition des Simplicissimus, das einerzeit, wie zu lesen ist, wegen des zeitgleichen Erscheinens von Remarques Im Westen nichts Neues untergegangen sein soll, später von den Nazis verbrannt und in den folgenden Jahrzehnten vergessen, zur hundertsten Jährung des Ersten Weltkriegs von Kiepenheuer & Witsch ausgegeraben und im April neu aufgelegt wurde.)