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Postkultur : Mühsam und Jünger

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Im Kontext des Jahrestages der Ermordung Erich Mühsams wird recht oft Ernst Jünger zitiert, der mit einer gewissen Herablassung (zumindest lese ich das heraus) berichtet: „Ich glaube man suchte Briefe des alten Anarchisten Mühsam bei mir, der eine kindliche Neigung zu mir gefaßt hatte und den man dann auf so schauerliche Weise ermordete. Er war einer der besten und gutmütigsten Menschen, denen ich begegnet bin.“ Ich gebe zu, ich hatte auch mal eine Jüngerphase, die motiviert war von der Bewunderung Heiner Müllers, die er dem Hundertjährigen Kollegen entgegenbrachte. Aber schon damals (in den Neunzigern) war mein Interesse mit einer Abscheu gepaart. “Subtile Jagden” las ich allerdings auch mit Begeisterung. Nicht aber “Strahlungen”, die Tagebücher in denen ganz am Rande Mühsam auftaucht. Ich war doch recht angewidert, von der Haltung des Tagebuchschreibers, seiner Mitleidslosigkeit, die man ihm später gern als gewissermaßen aristokratische Kühle auslegte. Und es verwundert mich, dass man gerade Jünger im Kontext Mühsams so oft zitiert, als wäre das etwas abschätzige Lob eines Gegners wertvoller als jede Analyse.


Einsortiert unter:Allgemein, Kunst, Literatur, Theorie

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