Ich höre was von der gesamten Welt
aber ich habe hier kein Du
Eine neue Werbeunterbrechung
eine neue Runde der Satelliten
In einer Art analogem Verfahren
beschlief ich sie
Eine echte Lösung, eine gelungene Kontribution
You take myself, you take my selfie control
fand jedoch nicht statt
Eltern, Studienabbrecher (Traumauflösung: Am Ende war es in all diesen Prüfungsträumen doch nur um mein Studium gegangen: Ich hatte versagt. Ich hatte abgebrochen. Ich wohnte in heruntergekommenen Wohnungen, in Baracken, in Steinbrüchen. Ich lebte in blöder, einschränkender und teilweise selbstgewollter Armut. Ich fühlte mich den anderen - meinen Freunden, die mit etwas Glanz in den Augen von den Studierendenprotesten der neunziger Jahre sprachen, Protesten, die ich so sinnlos wie albern in ihrer Simulation und billigen Imitation von '68 fand - ich fühlte mich ihnen gegenüber minderwertig. Ich habe zwei Romane geschrieben, Erzählungen, zwei Gedichtbände, ein Hörspiel, ich arbeite für die Zeitung - aber das Kölner Loch von 1995 ff. beschäftigt mich noch heute).
(Und ja, die Unterstützung meiner Eltern war mangelhaft. Mein Vater kam irgendwann für meine Miete auf. Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung unter vielen.)
Künftiger Rhythmus hier: Fr - So - Mi
*
"Baby, Andy hat mal gesagt, dass Schönheit eben doch ein Zeichen von Intelligenz ist."
Mittlerweile ist "Glamorama" zur Klolektüre geworden, und als solche ist sie gar nicht schlecht. Schöne, kleine, gemeine Szenen, die sich solide aneinanderreihen; eine Geschichte, die sich aus all dem Small-Talk-Wortgetöse herausschält; Beschreibungen der Charaktere via Beschreibung ihrer Neurosen und modischen Accessoires.
"Sie presst ihren Mund auf meinen, während ich mit ihr Richtung Schlafzimmer stolpere. Dort angelangt, fällt sie auf die Knie, reißt meine Jeans auf und beginnt, mir souverän einen zu blasen, eine unglücklicherweise höchst geübte Deep-Throat-Nummer, wobei sie mich so fest am Arsch packt, dass ich eine ihrer Hände wegzerren muss." (S. 41)
Hope Default
Warten auf Nr. 36
*
Nach dem Essen ging sie wieder hinauf aufs Zimmer. Sie machte sich bettfertig. Sie hörte Geräusche. Flüstern im Flur. Knacken von Holz. Keuchen. Ein trockener Husten. Ein Grundrauschen auf der Straße. Ihr Zimmer lag nach hinten raus. In ihrem Gesicht bildeten sich Flecken. Sie rief niemanden an. Sie verschickte keine Kurznachrichten. Sie rief keine Mails ab. Sie schaltete den Fernseher ein, bevor sie ins Bad ging. Unter der Dusche dachte sie nichts. Beim Zähneputzen auch nicht. Als sie zurück ins Zimmer kam, lief eine Werbeunterbrechung. Ein Mann saß in einem Rennwagen und sprach über Hautirritationen. Kurz darauf sprang eine Frau einen Paketlieferanten an. Ein Mann und eine Frau besangen ein Waschmittel. Franziska, die eines dieser weißen Hotelhandtücher um ihren Oberkörper gewickelt hatte, verharrte vor dem Bildschirm und versuchte, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Sie versuchte, die Dinge um sie herum irgendwie farbiger wahrzunehmen. Die Nachttischlampe in einem leuchtenden, nachgerade erotischen Rot (»als wenn Sex zu Licht geworden wäre … Ein Licht, das antrieb, ein erregendes Licht«), das Handtuch, die Bettdecke in einem endlos strahlenden Weiß. Ihre Fußnägel in einem phosphoreszierenden Grün. Eine porentief reine Haut. Eine Welt, die sich gewaschen hatte.
De facto sah es einfach so aus. + Talk, + Rezension, + Radiokolumne #3
aber ich habe hier kein Du
Eine neue Werbeunterbrechung
eine neue Runde der Satelliten
In einer Art analogem Verfahren
beschlief ich sie
Eine echte Lösung, eine gelungene Kontribution
You take myself, you take my selfie control
fand jedoch nicht statt
Eltern, Studienabbrecher (Traumauflösung: Am Ende war es in all diesen Prüfungsträumen doch nur um mein Studium gegangen: Ich hatte versagt. Ich hatte abgebrochen. Ich wohnte in heruntergekommenen Wohnungen, in Baracken, in Steinbrüchen. Ich lebte in blöder, einschränkender und teilweise selbstgewollter Armut. Ich fühlte mich den anderen - meinen Freunden, die mit etwas Glanz in den Augen von den Studierendenprotesten der neunziger Jahre sprachen, Protesten, die ich so sinnlos wie albern in ihrer Simulation und billigen Imitation von '68 fand - ich fühlte mich ihnen gegenüber minderwertig. Ich habe zwei Romane geschrieben, Erzählungen, zwei Gedichtbände, ein Hörspiel, ich arbeite für die Zeitung - aber das Kölner Loch von 1995 ff. beschäftigt mich noch heute).
(Und ja, die Unterstützung meiner Eltern war mangelhaft. Mein Vater kam irgendwann für meine Miete auf. Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung unter vielen.)
Künftiger Rhythmus hier: Fr - So - Mi
*
"Baby, Andy hat mal gesagt, dass Schönheit eben doch ein Zeichen von Intelligenz ist."
Mittlerweile ist "Glamorama" zur Klolektüre geworden, und als solche ist sie gar nicht schlecht. Schöne, kleine, gemeine Szenen, die sich solide aneinanderreihen; eine Geschichte, die sich aus all dem Small-Talk-Wortgetöse herausschält; Beschreibungen der Charaktere via Beschreibung ihrer Neurosen und modischen Accessoires.
"Sie presst ihren Mund auf meinen, während ich mit ihr Richtung Schlafzimmer stolpere. Dort angelangt, fällt sie auf die Knie, reißt meine Jeans auf und beginnt, mir souverän einen zu blasen, eine unglücklicherweise höchst geübte Deep-Throat-Nummer, wobei sie mich so fest am Arsch packt, dass ich eine ihrer Hände wegzerren muss." (S. 41)
Hope Default
Warten auf Nr. 36
*
Nach dem Essen ging sie wieder hinauf aufs Zimmer. Sie machte sich bettfertig. Sie hörte Geräusche. Flüstern im Flur. Knacken von Holz. Keuchen. Ein trockener Husten. Ein Grundrauschen auf der Straße. Ihr Zimmer lag nach hinten raus. In ihrem Gesicht bildeten sich Flecken. Sie rief niemanden an. Sie verschickte keine Kurznachrichten. Sie rief keine Mails ab. Sie schaltete den Fernseher ein, bevor sie ins Bad ging. Unter der Dusche dachte sie nichts. Beim Zähneputzen auch nicht. Als sie zurück ins Zimmer kam, lief eine Werbeunterbrechung. Ein Mann saß in einem Rennwagen und sprach über Hautirritationen. Kurz darauf sprang eine Frau einen Paketlieferanten an. Ein Mann und eine Frau besangen ein Waschmittel. Franziska, die eines dieser weißen Hotelhandtücher um ihren Oberkörper gewickelt hatte, verharrte vor dem Bildschirm und versuchte, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Sie versuchte, die Dinge um sie herum irgendwie farbiger wahrzunehmen. Die Nachttischlampe in einem leuchtenden, nachgerade erotischen Rot (»als wenn Sex zu Licht geworden wäre … Ein Licht, das antrieb, ein erregendes Licht«), das Handtuch, die Bettdecke in einem endlos strahlenden Weiß. Ihre Fußnägel in einem phosphoreszierenden Grün. Eine porentief reine Haut. Eine Welt, die sich gewaschen hatte.
De facto sah es einfach so aus. + Talk, + Rezension, + Radiokolumne #3