Es war nur natürlich, daß sich der Staub dort sammelte, durch die offenen Fenster schwirrten Pollen herein. Die Natur sah nach, ob sie sich ein Stück zurückerobern konnte. Gräser wuchsen aus den Fugen, ein Unkraut, wie Kamille beispielsweise, fingerte zwischen den Dielen hervor.
Jetzt hämmern sie gegen die Tür, durchbrechen unser Atemspiel. Wo du deinen Atem hingetan hast, habe ich gesehen, ich könnte ihn mir jederzeit holen. Sie wissen uns erschrocken für einen Moment, zusammengekauert, obwohl sie uns nicht sehen können.
»Sie hat sich bewegt«, sagte Steff.
In Wirklichkeit lag sie schon die ganze Zeit so seltsam da. Wir wußten alle, daß er etwas anderes meinte, als diese hingeschmissene Puppe. Das Fürchterliche fanden wir im angrenzenden Zimmer. Dort hing ein blaues Kleid auf einem Bügel an der Tür eines leeren Schrankes. Hier findet uns niemand. Hier sind wir vogelfrei. Für einen kleinen Augenblick halten alle den Atem an, weil Steff das Kleid berührt und es doch offensichtlich ist, daß dem lackmusblauen Kleid das Haus gehört, das heißt, daß sich dieses Kleid in der Nacht, vermutlich zur Geisterstunde, mit Leben füllt. Er zieht die Hand rechtzeitig zurück, etwas sagt ihm, daß er sonst Schwierigkeiten bekäme.
Du kommst meine Beine hochgekrochen, kitzelst wie eine Arachnide. Die Tür jetzt zu öffnen, wäre leicht, aber weniger unheimlich. Vielleicht haben sie uns gefunden, vielleicht sind sie uns gefolgt. Daß wir überlebt hatten, dafür konnten wir nichts. Es war Zufall. Dort, wo die Wand in sich zusammenfiel, klaffte eine Wunde. Nicht, daß die Wand nicht mehr da war, das Gestein unter Tapetenfetzen, Holz und Staub begraben lag, nicht, daß wir plötzlich hinaus sehen konnten, über das Schilf des kleinen Weihers hinweg, über den Wald hinweg.
Wir dachten daran, daß der Wittib das Kleid gehören mußte, aber das tat es natürlich nicht : das Gefühl jedoch, das wir hatten, wenn wir Esrabella im Dorf begegneten, wenn sie weder grüßte noch überhaupt in ihrem Ausdruck erkennen ließ, daß außer ihr noch jemand existierte, war verdammt nah dran an dem, was wir in diesem Moment empfanden. Ob wir rauchten oder nicht, interessierte die Witwe Gräf ebenso wenig wie unser Vorhandensein; aber dem Kleid, das konnten wir spüren, wäre es nicht egal gewesen. Das ergaunerte Material hieß bei allen Stuyvesant, nur bei mir hieß es Windsor de Luxe. Es versteht sich von selbst, daß wir rauchten, was wir in unserer nächsten Umgebung vorfanden. Wir sahen das Blut Schlieren ziehen, ein wäßriges Rot sammelte sich vor dem Tisch. Natürlich war hier jemand ermordet worden. Und noch immer hämmern sie gegen die Tür. Du schlotterst so sehr, sagst : mach daß es aufhört! Aber ich kann nicht. Ich bin nicht befugt, etwas zu ändern. Schließlich habe ich sie gerufen. Wir kehren jetzt zusammen zurück in den Ozean. Du hast keinen Namen, du bist der Succubus; alle Säfte sind Milch und Honig, alle Höhlen und Löcher sind die Tore zur Gottheit
Jetzt hämmern sie gegen die Tür, durchbrechen unser Atemspiel. Wo du deinen Atem hingetan hast, habe ich gesehen, ich könnte ihn mir jederzeit holen. Sie wissen uns erschrocken für einen Moment, zusammengekauert, obwohl sie uns nicht sehen können.
»Sie hat sich bewegt«, sagte Steff.
In Wirklichkeit lag sie schon die ganze Zeit so seltsam da. Wir wußten alle, daß er etwas anderes meinte, als diese hingeschmissene Puppe. Das Fürchterliche fanden wir im angrenzenden Zimmer. Dort hing ein blaues Kleid auf einem Bügel an der Tür eines leeren Schrankes. Hier findet uns niemand. Hier sind wir vogelfrei. Für einen kleinen Augenblick halten alle den Atem an, weil Steff das Kleid berührt und es doch offensichtlich ist, daß dem lackmusblauen Kleid das Haus gehört, das heißt, daß sich dieses Kleid in der Nacht, vermutlich zur Geisterstunde, mit Leben füllt. Er zieht die Hand rechtzeitig zurück, etwas sagt ihm, daß er sonst Schwierigkeiten bekäme.
Du kommst meine Beine hochgekrochen, kitzelst wie eine Arachnide. Die Tür jetzt zu öffnen, wäre leicht, aber weniger unheimlich. Vielleicht haben sie uns gefunden, vielleicht sind sie uns gefolgt. Daß wir überlebt hatten, dafür konnten wir nichts. Es war Zufall. Dort, wo die Wand in sich zusammenfiel, klaffte eine Wunde. Nicht, daß die Wand nicht mehr da war, das Gestein unter Tapetenfetzen, Holz und Staub begraben lag, nicht, daß wir plötzlich hinaus sehen konnten, über das Schilf des kleinen Weihers hinweg, über den Wald hinweg.
Wir dachten daran, daß der Wittib das Kleid gehören mußte, aber das tat es natürlich nicht : das Gefühl jedoch, das wir hatten, wenn wir Esrabella im Dorf begegneten, wenn sie weder grüßte noch überhaupt in ihrem Ausdruck erkennen ließ, daß außer ihr noch jemand existierte, war verdammt nah dran an dem, was wir in diesem Moment empfanden. Ob wir rauchten oder nicht, interessierte die Witwe Gräf ebenso wenig wie unser Vorhandensein; aber dem Kleid, das konnten wir spüren, wäre es nicht egal gewesen. Das ergaunerte Material hieß bei allen Stuyvesant, nur bei mir hieß es Windsor de Luxe. Es versteht sich von selbst, daß wir rauchten, was wir in unserer nächsten Umgebung vorfanden. Wir sahen das Blut Schlieren ziehen, ein wäßriges Rot sammelte sich vor dem Tisch. Natürlich war hier jemand ermordet worden. Und noch immer hämmern sie gegen die Tür. Du schlotterst so sehr, sagst : mach daß es aufhört! Aber ich kann nicht. Ich bin nicht befugt, etwas zu ändern. Schließlich habe ich sie gerufen. Wir kehren jetzt zusammen zurück in den Ozean. Du hast keinen Namen, du bist der Succubus; alle Säfte sind Milch und Honig, alle Höhlen und Löcher sind die Tore zur Gottheit