[Arbeitswohnung, 8.55 Uhr.
Die blasse Sonne stärkt sich.]
Die blasse Sonne stärkt sich.]
>>>> Dazu ist heute die Kritik zu schreiben. Danach ein weiteres Gedicht. Und das Traumschiff-Hörstück ist umzuschreiben, für das ich mich außerdem nachher firmend um den Vertrag zu kümmern habe; umzuschreiben, weil ich den einen Sprecher durch eine Sprecherin ersetzen will; das Stück bekommt nun eine, quasi, Romy-Schneider-Stimme hinzu; das verändert die metaphorische Balance. Noch vor dreieinhalb Wochen habe ich nicht gewußt, und wissen gar nicht können, daß mir dies begegnen würde. Aber insgesamt muß ich mich um die Besetzung kümmern. Sowie hier der Vertrag vorliegt. Nächste Woche Proben, Kavita Chohan bat darum, und Anfang Dezember die Produktion. Ausstrahlung der Sendung im Januar.
Also noch etwa anderthalb Wochen lang die finanziellen Arschbacken zusammenkneifen.
Bin gespannt, wann wegen des Traumschiffs eine erste Reaktion kommen, überdies, was die Sìdhe zu dem Roman sagen wird. Auch davon hängt ein bißchen was ab.
Lange nachts mit der Löwin gesprochen. Wir sind uns alle Material, schreibt sie, hat sie sich selbst geschrieben: Ob sie dem gewachsen ist? Ein intensiver, hochpersönlicher Text, den sie mir, ihn zu lesen, anvertraut hat. In großer Klarheit. Künstler:innen sind, auch das ist zu sehen, Zumutungen: asozial wie die Liebe-selbst. Dagegen halten die, die funktionieren, das Räderweg in Gang. Um auf sie, Liebe, nicht verzichten zu müssen, wenigstens ihr Äußeres zu haben, funktionalisieren sie sie, machen sie zum Äußeren, Außerlichen. Haken dran und fertig. Ökonomisch ist das nachvollziehbar, auch persönlich sichernd als Rahmen, höhlt sie, Liebe, aber aus, notwendigerweise.Übrig bleibt die hollywoodsche Spielfilm-Oper, in die man geht, die man aber auch wieder ach wie rührend! verläßt, unangefochten: Nun weiter zum Essen und Tagesgeschäft. Übrig bleibt der Kitsch, den man hört in der Freizeit. Es bleibt eben sie, Freizeit, und auch das nur bedingt. Schon Adorno hat das rein wahnsinnig gemacht.
Ich hingegen lebe jeden Roman, den ich schreibe. Wir sind uns alle Material: über die Kunst gebrochener Stock. Es ist ein hochfahrendes, dabei so berauschendes wie wahres Gefühl, es mit den Wahrscheinlichkeiten aufzunehmen, ja mit den Unmöglichkeiten: Hybridität. Sich nicht abfinden, nicht einfügen, sondern immer aufs neue zu protestieren, Stock, gebrochen oder nicht, in den Speichen der Vorsehung zu sein: Prometheus. Schmerz ihn die Leber, wie sie will! Untergehen lieber als nicht schwimmen. Als sich vom Meer abzukehren, wenn es tobt. Und doch, Harry Haller, immer die Sehnsucht nach Heim. Da sitzt man auf den Treppenstufen vor den geschlossenen Wohnungstüren und lauscht. Man solle sich nur nicht auf ihn verlasse, notierte Brecht: Ich hätte mein Versprechen gern gehalten. Aber ich konnte nicht / Warum? / Ich hatte keine Lust, schreibt er ins Notizbuch. Und klettert von seinem eigenen Denkmal.
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Also noch etwa anderthalb Wochen lang die finanziellen Arschbacken zusammenkneifen.
Bin gespannt, wann wegen des Traumschiffs eine erste Reaktion kommen, überdies, was die Sìdhe zu dem Roman sagen wird. Auch davon hängt ein bißchen was ab.
Lange nachts mit der Löwin gesprochen. Wir sind uns alle Material, schreibt sie, hat sie sich selbst geschrieben: Ob sie dem gewachsen ist? Ein intensiver, hochpersönlicher Text, den sie mir, ihn zu lesen, anvertraut hat. In großer Klarheit. Künstler:innen sind, auch das ist zu sehen, Zumutungen: asozial wie die Liebe-selbst. Dagegen halten die, die funktionieren, das Räderweg in Gang. Um auf sie, Liebe, nicht verzichten zu müssen, wenigstens ihr Äußeres zu haben, funktionalisieren sie sie, machen sie zum Äußeren, Außerlichen. Haken dran und fertig. Ökonomisch ist das nachvollziehbar, auch persönlich sichernd als Rahmen, höhlt sie, Liebe, aber aus, notwendigerweise.Übrig bleibt die hollywoodsche Spielfilm-Oper, in die man geht, die man aber auch wieder ach wie rührend! verläßt, unangefochten: Nun weiter zum Essen und Tagesgeschäft. Übrig bleibt der Kitsch, den man hört in der Freizeit. Es bleibt eben sie, Freizeit, und auch das nur bedingt. Schon Adorno hat das rein wahnsinnig gemacht.
Ich hingegen lebe jeden Roman, den ich schreibe. Wir sind uns alle Material: über die Kunst gebrochener Stock. Es ist ein hochfahrendes, dabei so berauschendes wie wahres Gefühl, es mit den Wahrscheinlichkeiten aufzunehmen, ja mit den Unmöglichkeiten: Hybridität. Sich nicht abfinden, nicht einfügen, sondern immer aufs neue zu protestieren, Stock, gebrochen oder nicht, in den Speichen der Vorsehung zu sein: Prometheus. Schmerz ihn die Leber, wie sie will! Untergehen lieber als nicht schwimmen. Als sich vom Meer abzukehren, wenn es tobt. Und doch, Harry Haller, immer die Sehnsucht nach Heim. Da sitzt man auf den Treppenstufen vor den geschlossenen Wohnungstüren und lauscht. Man solle sich nur nicht auf ihn verlasse, notierte Brecht: Ich hätte mein Versprechen gern gehalten. Aber ich konnte nicht / Warum? / Ich hatte keine Lust, schreibt er ins Notizbuch. Und klettert von seinem eigenen Denkmal.