[Arbeitswohnung, 10 Uhr.
Britten, The Rape of Lucretia.
Sonnig kühl.]
Britten, The Rape of Lucretia.
Sonnig kühl.]
Gestern mein erstes Christophsbrot angesetzt: Sauerteig. Es mag indes sein, daß es hier in der Arbeitswohnung zu kühl für ihn ist. Am Mittwoch morgen hätte ich die Masse gerne bereit, um zu kneten und zu formen und zu backen. Heimbereitung.
Zwei Briefe geschrieben, in einem über Pan und die Hörner & Hufe. Nun wieder das Hörstück, aus dem ich soeben ein nächstes Stückchen >>>>eingestellt habe. Dazu, als hörende Vorbereitung >>>> für den nächsten Freitag, Brittens The Rape of Lucretia. Oper ist über ihre Handlungen hinaus Wiederholungskunst; immer, wenn sie gut ist, so schrieb ichs heute morgen, faltet sie sich in der Nähe erst auf, die ein erstes SchonKennen nur dann sein kann, wenn auch dort jemand steht, um den Gong zu schlagen. Doch auch dann muß man noch näher. Große Musiken sind Höhlen, in die wir uns, sie ausleuchtend, immer tiefer hineintasten. Wobei mir Brittens Moral hier gar nicht gefällt; ich meine ihre Folge. Es ist etwas Verklemmtes daran. Vielleicht habe ich bis heute genau aus diesem Grund immer ein bißchen vor dem Stück gescheut, auch schon, als ich die Fabel noch nicht kannte, nur die Musik. Grund genug für eine kritische, wie wir am Philosophicum sagten, Diskussion.
Ein für heute mittag angesagter Fototermin wurde streikhalber abgesagt. Kommt mir recht. Ich habe derzeit wenig Raum für Äußerliches. Auch die Löwin schrieb einen guten Brief. Auch die junge Dichterin schrieb einen guten Brief. Mit Eisenhauer gestern abend beim Billard, >>>> schon das nächste Buch von ihm:
Zwei Briefe geschrieben, in einem über Pan und die Hörner & Hufe. Nun wieder das Hörstück, aus dem ich soeben ein nächstes Stückchen >>>>eingestellt habe. Dazu, als hörende Vorbereitung >>>> für den nächsten Freitag, Brittens The Rape of Lucretia. Oper ist über ihre Handlungen hinaus Wiederholungskunst; immer, wenn sie gut ist, so schrieb ichs heute morgen, faltet sie sich in der Nähe erst auf, die ein erstes SchonKennen nur dann sein kann, wenn auch dort jemand steht, um den Gong zu schlagen. Doch auch dann muß man noch näher. Große Musiken sind Höhlen, in die wir uns, sie ausleuchtend, immer tiefer hineintasten. Wobei mir Brittens Moral hier gar nicht gefällt; ich meine ihre Folge. Es ist etwas Verklemmtes daran. Vielleicht habe ich bis heute genau aus diesem Grund immer ein bißchen vor dem Stück gescheut, auch schon, als ich die Fabel noch nicht kannte, nur die Musik. Grund genug für eine kritische, wie wir am Philosophicum sagten, Diskussion.
Ein für heute mittag angesagter Fototermin wurde streikhalber abgesagt. Kommt mir recht. Ich habe derzeit wenig Raum für Äußerliches. Auch die Löwin schrieb einen guten Brief. Auch die junge Dichterin schrieb einen guten Brief. Mit Eisenhauer gestern abend beim Billard, >>>> schon das nächste Buch von ihm:
In diesem Kopf ist für wirklich einiges Platz. Und er beherrscht den Plauderton, Fontanes Causieren. Das kann man nicht von vielen sagen.
Mich sieht er immer in einer Mischung aus Be- und Verwunderung an, wenn abermals wühlende Umbrüche in mir vonstatten gehen. Er hat schon einige meine erlebt. Von Mentalität ironischer Skeptiker, frappiert ihn meine Unbedingtheit. Manchmal denke ich, im Grunde bist du schon Literatur, brauchst nimmer schreiben, skypte mir mittags, gestern, die Sìdhe. Mir fällt Heller über Altenberg ein, der sein ganzes Werk gelebt, kaum etwas geschrieben hat. Künstler sein. Kunst als Existenzform; das Werk scheidet sich nur aus: Stoffwechselprodukte. Das ist nicht ohne Komik, schon, wenn man sich die Rezipienten ansieht: was Sie sehen.Das Schöne an Freunden ist, daß man Zeit hat, sich in ihnen zu täuschen. David ähnelt im Umgang mit diesem seltsamen Gefühl Sehnsucht sehr stark meinem Vater. Immer wenn ihn die Sehnsucht überkam, hat er sich ein neues elektronisches Gerät gekauft, sei es ein Küchengerät für meine Mutter oder einen Weltempfänger für den eigenen Nachttisch.
Die Sehnsucht wird oft in kleiner Münze verrechnet, ein Wunsch addiert sich zum nächsten, und dennoch fällt die Bilanz negativ aus, weil jeder erfüllte Wunsch daran erinnert, daß doch etwas ganz anderes (noch) aussteht, die Erfüllung des großen, uneingestandenen Wunsches.
Eisenhauer, >>>> Die zehn wichtigsten Fragen des Lebens.
Mich sieht er immer in einer Mischung aus Be- und Verwunderung an, wenn abermals wühlende Umbrüche in mir vonstatten gehen. Er hat schon einige meine erlebt. Von Mentalität ironischer Skeptiker, frappiert ihn meine Unbedingtheit. Manchmal denke ich, im Grunde bist du schon Literatur, brauchst nimmer schreiben, skypte mir mittags, gestern, die Sìdhe. Mir fällt Heller über Altenberg ein, der sein ganzes Werk gelebt, kaum etwas geschrieben hat. Künstler sein. Kunst als Existenzform; das Werk scheidet sich nur aus: Stoffwechselprodukte. Das ist nicht ohne Komik, schon, wenn man sich die Rezipienten ansieht: was Sie sehen.
Die Sehnsucht wird oft in kleiner Münze verrechnet, ein Wunsch addiert sich zum nächsten, und dennoch fällt die Bilanz negativ aus, weil jeder erfüllte Wunsch daran erinnert, daß doch etwas ganz anderes (noch) aussteht, die Erfüllung des großen, uneingestandenen Wunsches.
Eisenhauer, >>>> Die zehn wichtigsten Fragen des Lebens.
Ich meinerseits, und vielleicht macht das ihn so staunen, tendiere nicht zu Übergangsobjekten, oder nur sehr wenig. Deshalb habe ich das noch in dem Zitat in Klammern gesetzt. Hätt ich auch als Lektor so getan. Denn jedes gelungene Werk ist drum ein bißchen bitter. Nun werd ich Christophsbrot dagegen backen.
*
[Britten, The Rape of Lucretia, zum dritten Mal.]