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Postkultur : Ermutigung

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Im September 1987 begann ich an der Leipziger Karl-Marx-Universität Politische Ökonomie zu studieren. Ich hatte einen dreijährigen Militärdienst hinter mir, war politisch desillusionert und hatte nach und nach meine prosozialistische Gesinnung aufgeben müssen, man könnte auch sagen, dass eine Art politischer Heilungsprozess eingesetzt hatte. Einer meiner Kommilitonen damals war Robert Fries, der Sohn des Schriftstellers Fritz Rudolf Fries, der Anfang der Siebziger mit Biermann befreundet war. Robert wohnte in einer sog. Schwarzwohnung in der Leipziger Biedermannstraße. Wir waren nicht die dicksten Freunde, aber von Zeit zu Zeit saß ich in seiner Wohnung, wir tranken Tee, diskutierten Texte von Lukac, Hegel oder Marx. Es waren gute Gespräche, eine Blase, in der wir die empfundene Heimatlosigkeit, die mit dem Abfall vom Kommunismus eingetreten war, ein wenig in Vergessenheit bringen konnten, eine Stimmung irgendwo zwischen Frust und Hoffnung. Und wir hörten Biermanns Kölner Konzert, eben auch diesen Song, den Biermann heute im Bundestag spielte. Robert besaß einige Bücher und Platten von Dissidenten. Neben Biermann auch Heyms Schwarzenberg und Ahasver, die er mir lieh. In Zeitungspapier eingewickelt gingen sie dann von Hand zu Hand. Und sicher: dieses Lied war uns ein wenig Balsam auf die Wunde, die der Kommunismus in unseren Köpfen hinterlassen hatte. Und wir lernten dabei, ohne Gewissheit zu leben. Mehr aber als Ermutigung berüherte mich dieses Lied:


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