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Die Suche nach dem Glam : Vorbehalte gegen Schatzi

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Ich saß mit einem Kaffee in der unbeheizten Küche und fror. Um die Schultern eine Hundedecke, die Hände in Handschuhen; ich fragte mich, ob der Kaffee zu Eiskaffee werden würde, wenn ich ihn in die Luft werfen würde. Es war einer dieser klammen Februartage, ein grauer Berliner Winter, wie man ihn kennt und im Sommer nachlässig vergisst, um ihn anschließend wieder erleben zu müssen. Auf den Gehsteigen, Straßen und Plätzen lag eine Menge Eis, die Fußgänger fielen auf die Nase und saßen dann in Notaufnahmen und wurden von Notärztinnen mit untergrabenen Augen, von Krankenschwestern mit befleckten Kitteln versorgt. Immer fror man, immer gab es das Kälteproblem, Kältebusse fielen aus, es gab keinen Kälteersatzverkehr, der Teedampf reichte nicht für alle, Obdachlose hatten begonnen, aus den Eishaufen Iglus zu bauen. Die Leute in den Clubs ließen Wäschehaufen für ganze Ostfrontfeldzüge an der Garderobe, die die jungen, prekären Garderobieren als Spenden weitergaben, aber die Kälte blieb, die Kälte wollte nicht weg. Ich seufzte. Es gab auch wieder dieses Geldproblem, das die zwei Monate Kanaren unmöglich machte, die drei Monate Kalifornien, schon Lissabon war eine Utopie, von Palermo ganz zu schweigen, also blieb ich hocken in der kältesten Stadt der Welt und arbeitete durch. Die Zeitung zahlte nur mäßig, die Zahlen auf dem Konto waren seit Jahren überwiegend rot, aber dieser Tage hatten sie sich geschwärzt, zum ersten Mal seit langer Zeit.

Es gibt Momente, an die ich mich erinnere. Momente an Hafenbecken zum Beispiel, ein erotischer Hochglanz, eine dystopische Wohnung, die war wie vor und nach dem Sex zu duschen, und ganz entfernt die Flugzeuge (mal wieder die Flugzeuge), die in diesen Doppelbauch geflogen sind (zwei Kirchen). New York kam mir mit einem Mal sehr nah vor.

Finessenindustrie. Almududler. Begeisterndes Partyfeeling.

"Jemand, der sowieso schon zum Ausgefallenen neigt, wird letzten Endes immer versuchen, sich zu verstecken. Er will halt nicht auffallen. Er will so reden und so fressen und so simpel sein wie die andern. Das wollte ich auch, als ich hierherkam. Ich hab' gedacht, ich werd' mir zwei Kühe halten und in den Stall gehen und melken und werd' mir Gummistiefel anziehn und eine Schlosserhose, möglichst verdreckt, stinkert und speckig, und werd' mich acht Wochen nicht waschen, damit ich möglichst so ausschau' wie die Leut' hier. Aber das geht nicht, das gelingt nicht, weil man das bewußt nicht herstellen kann."
Thomas Bernhard

Offenes Finale, eine E-Mail vom Mars
Hüftabwärts verblüht

"Marina Kundera... Das ist ein schöner Name", sagte ich.
"Ich heiße Marie."


Eigentlich wollte ich wissen, was das Gespenst so treibt. Aber stattdessen vögelte ich mit Maria Kundera.

Die Krankengymnastin erzählte von einem Adventskalender, den sie für ihre Freunde basteln wollte. Ein Kalender mit Fotos. Digital geschossenen Fotos. Sie hatte eine Vielzahl von Ordnern auf ihrem Laptop angelegt, die sie alle durchschauen musste, um die 50 schönsten Fotos auszuwählen. Um von denen bei einem originären Fotolabor (oder einer Drogerie, denn Fotolabors gibt es nicht mehr) Abzüge machen zu lassen, die sie dann ... usw.

+ Ösi-Bücher (2)

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