Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Menge und Art der Arzneimittelrückstände im Rhein und der demografischen Zusammensetzung der Bevölkerung: Wissenschaftler der TU Delft haben an 42 Stellen im Rhein die Konzentrationen von u.a. Beruhigungsmitteln und Antidepressiva gemessen, schreibt zum Jahreswechsel die niederländische Tageszeitung de Volkskrant. Dabei fanden die Forscher beispielsweise eine Verbindung zwischen dem Antieleptikum Carbamazepin und der Anwesenheit von älteren Männern. In allen Fällen wurden in Gebieten, in denen viele ältere Menschen leben, höhere Drogenkonzentrationen im Rheinwasser nachgewiesen. Medikamentenrückstände gelangten über den Urin in den Fluß. Die gefundenen Ergebnisse müßten allerdings nicht zwingend demografische Hinweise enthalten. So sei das Beruhigungsmittel Oxazepam oft in Gegenden, in denen viele Mädchen unter 15 Jahren leben, aufgetreten, obgleich das Mittel fast nie an junge Frauen verschrieben würde. Schlußfolgerungen seien daher mit großer Vorsicht zu treffen, verlautete ein Forscher. Die Untersuchungsergebnisse sollen helfen, die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Gewässerverschmutzung zu verstehen, um Wasseraufbereitungsbetrieben die Möglichkeit zu geben, ihre Anlagen den Entwicklungsständen anzupassen. Flüsse könnten als eine Art Indikator für Wasserverschmutzung fungieren. Beinahe 40 Prozent des Trinkwassers in den Niederlanden stammt aus Flüssen. Zuvor hatte RIWA Maas, ein internationaler Dachverband von Wasserversorgungsunternehmen, die auf Maaswasser angewiesen sind, den Zusammenhang zwischen zunehmender Vergreisung und der Zunahme von Medikamenten im Trinkwasser entdeckt. Über mögliche Auswirkungen des drogenhaltigen Rheinwassers auf die Lebensumstände von Menschen und Tierwelt wurde zunächst nichts bekannt.
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