Derzeit ist viel von im ersten Weltkrieg gefallenen Dichtern zu lesen. Und das ist auch gut so, ist doch das einzige, was wir tun können, an ihr aprupt abgebrochenes Sprechen zu erinnern, auch an die Begeisterung, mit der einige von ihnen ins Feld gezogen sind, die Ernüchterung darauf und die Verzweiflung. Aber wir solten auch jene erinnern, die überlebten, oder zunächst überleben, und denen der Krieg einen Prozess der Entwicklung abverlangte. Auch hier Verzweiflung, Erschütterung. Gestern im Zug las ich zum wiederholten Mal Tollers “Jugend in Deutschland”. Die Wandlung vom Kriegsfreiwilligen zum anarchistischen Pazifisten, der später damit beauftragt wurde, die militärische Organisation der Münchner Räterepublik zu übernehmen. Auch hier wieder innerer Widerspruch und Paradoxie in der Haltung. Verzweiflung, Enttäuschung. Den Vorspruch zum Text schreibt er am Tag der Bücherverbrennung, als auch seine Werke auf dem Feuer landen. Sein Überleben war vorübergehend. Im Mai 1939 stirbt er mit 45 Jahren im amerikanischen Exil.
Einsortiert unter:Allgemein
