der Mühsamlektüre vor funfundzwanzig Jahren (man wird ein wenig verlegen):
35.
Ist beschrieben die Straße,
In tausend Worten:
Weinert – Automobile
Lassen keinen Platz,
Selbst die Straßenbahn
Trägt schon das Handelsblatt.
Wohin mit dem abfallenden Satz aus der Mühsamsammlung?
Neben Reifen-Knöpfel vielleicht
Oder zwischen Grundig und Toyota
Oder da unter die Marlboroschachtel?
Dieser Satz, der keinem
Auf der Stirn geschrieben steht:
Flüsterpropaganda.
Wie bitte, was sagten sie?
FLÜSTERPROPAGANDA!
Dieser Satz aus der Sammlung.
36.
Wie
Das Unbewußte,
Die nicht benannte Abscheu,
Suchen wir nach dem Wort,
Das nicht nach Staub schmeckt.
Und der Mann aus der Wüste,
Der doch nur Wasser wollte,
Sah sich plötzlich
Der Frage konfrontiert,
Was das denn sei: Wasser.
Vorerst die Konstruktion des Anderen,
Der Utopie.
Doch kein Aufscheinen der Zukunft
Im gegenwärtigen Zwang
Bringt Licht.
Zwang macht Sklaven.
37.
Zerbirst Zeit zu Zeichen,
Ziehen Zeilen zurück,
Zeiger zerfallen
zögernd, zaghaft.
Zuweilen das ICH
Eingekeilt in steinerne Worte,
Gedanken außen.
Was denkst du?
Was kann ich denken?
Steht es, das Ich, auf
Der Straße. Die Allee mit den Apfelbäumen
Kennt es schon.
Aus Büchern, und auch die Wolken
Sind bereits gemacht,
Nach dem Foto,
Das für eine Zigarette
Wirbt oder für Schnaps.
38.
Aus der Traum vom Entschlüsseln
Allen Seins in den Trümmern trüber Gedanken.
Sehnsucht nach Wasser, nach klarem, kalten.
Unwichttig wie es hierher kommt.
Und die Freude…
Du brauchst nur die Hand aufzuhalten,
ganz nah am Stein.
Brich aus!
Schillernder Zorn gefiltert wird schal
Ach ja, die Welt:
Eine Sammlung von Texten, Gewirr
Der Interpretationen dahinter jedoch:
Ja dahinter
Ist kühl der Stein, an dem das Wasser rieselt
Gebettet der Mohn im Blau der Blumen des Korns
Erscheint nicht nur der Schmerz eines Stiches.
Verlasse dein Hirn
Und siehe
Und fühle
Und rieche
Und höre
Den Schrei des Käuzchens am Abend,
Der rote Hahn, die Dächer.
Stinkt es verbrannt
Es liegt am Feuer zunächst,
Dahinter jedoch, ja dahinter,
Mag stehen was will
Erinnere Dich der Requisiten
Wie der Worte, nach denen du ringst
Doch ist die Sprache nicht allein
Kommt der Gedanke, aus den Höhlen der Seiten,
Erinnere Dich!
Brich aus aus deinem Hektorenhirn!
Gefilterte Freude wird schal
Wie schillernder Zorn.
39.
Eine Hand voll Samen, rotes Unkraut,
Zwischen die Gleise in aristokratisches Blau
Längst ausgerottet hierorts,
Wie anarchistische Bauern,
Erstickt in der Ordnung der Stadt.
Drängt nach Verwertung, zwischen gläsernen Tempeln
Einkaufswohnwagen mit Hausrat.
Eine Hand voll Samen
Auch unter die Brücke des Friedens
Zwischen die Flaschen deren Inhalt die Heizung,
Zwischen Imbiß und Continental,
Rotary Präsente gezündet,
Am Bahnhof zwischen Einwegspritzen
Und blutige Tempos den Samen,
Eine Hand voll Samen roten Unkrauts,
Das unruhg keimt und deplaziert,
Daß Sommer mehr ist als Hitze
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