Auf meinem Tisch liegen einige Gedichtbände, Übersetzungen und deutschsprachige Originale, die im Laufe des Herbstes erscheinen (in Fahnen) oder im Sommer bereits erschienen sind, und sie stellen noch nicht einmal einen Überblick dar. Einige, die ich sehnsüchtig erwarte, fehlen noch. Aber das Warten ist kein Warten. In dieser Vielfalt lässt sich keine Tendenz ausmachen.Wenn ich z.Beispiel Cottens Hauptwerk neben Thills Über die Dörfer lege, spannt sich schon ein Horizont, der kaum zu überblicken ist.
Die geben dir hartes Zeug, harte Fakten
und musst du dann raus, Katerakten
die Flanke bieten und mit der Flanke
flaxen dann, dass sie merken: scherzt du.
Das ist ein Ausschnitt aus einem Gedicht Ann Cottens. Und hier kommt gleich was von Thill:
Das nächste Dorf, hinter Ziegeln gestapelt, von Türmen umringt. Wir hatten schon Klötze in der Hand, aber die Mauern wollten nicht wanken. Erst Babylon, dann die Marmelade. Von Sprachen keine Rede, die trockneten noch im Eimerchen am Sandkasten. Die Rassen sind schon gebacken. Ein Gott hätte sich die Finger verbrannt.
Die Kolleginnen und Kollegen bedienen sich bei tradierten Formen, mischen und vemischen, schaffen neue, dass es nur so eine Freude ist. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass in Zeiten politischer Verwirrung (und als eine solche empfinde ich die Gegenwart) die Lyrik zu Hochformen aufläuft.
Bei aller Verwirrung macht es gegenwärtig irre Spass zu schreiben und zu lesen.
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