Aufs Aufstehen verstehe ich mich. Ich beherrsche es. Aufstehen, das habe ich in den frühen Tagen meiner Jugend geübt. Unaufhörlich.
Ich gehörte sogar einem Club an, der sich dem Aufstehen verschrieben hatte. Wir liefen mit unseren Schlafsäcken durch die Wildnis und legten uns alle paar Meter hin. Eine Sekunde später ertönte das Wecksignal. Zeit zum Aufstehen. Wir rieben uns die Augen. Wir stolperten los. Wie aufgeschreckte Hühner. Und schon kam der Ruf, der uns aufforderte, uns hinzulegen. Wir legten uns hin, schlossen die Augen, träumten einen Traum an, schmeckten seine Ränder, stützten uns auf, denn längst ging es weiter. Äste schlugen uns in die Gesichter. Sie schnitten unsere Arme auf. Die Äste waren trainiert, keinen von uns einfach so durchzulassen. Sie waren alle in der Baumschule gewesen. Dort hatte man ihnen alles beigebracht, was sie in der freien Natur benötigten. Zum Beispiel Natursekt. Sie sollten niemals diese künstliche Brühe saufen, die ihnen angeboten wurde. Illegale Sektverkäufer gab es viele. Seelenlose Sektverkäufer, die einem ahnungslosen Baum das letzte Geld aus der Tasche ziehen wollten. Dabei hatten die Bäume gar keine Taschen, dafür aber Jahresringe. Die zogen sie sich gegenseitig über die Finger. Für jedes Jahr, das eine Baum-Ehe hielt, gab es einen Ring. Die Waldgeschäfte liefen gut. Juweliere schossen nur so aus dem Boden. Wie Giftpilze, was die städtischen Riesenabgeordneten dazu veranlasste, ihre Kinder in den Wald zu entsenden, um die Juwelengeschäfte aus der Erde zu zupfen. Das waren die Zeiten, in denen wir, die wir uns aufs Aufwachen spezialisiert hatten, auf der Hut sein mussten. Wir schlichen uns durch die Wälder, angstvoll darauf bedacht, keinem Riesenkind in die Finger zu fallen.
Später trat ich einem Club bei, der sich aufs Austreten verstand. Wir traten etlichen Clubs bei, um auszutreten, manchmal traten wir auch auf der Toilette aus. Aber das ist eine andere Geschichte.
